Weil dieses Jahr die Mountainbike-WM im Wallis stattfindet, haben wir der Region einen Besuch abgestattet – und hatten bei der E-Bike-Tour gleich mehrere Aha-Erlebnisse.
Go oder No-Go? Das ist eine Frage, an der wir uns fast den Kopf zerbrechen. Das Wetter war in den vergangenen Wochen des letzten Septembers super instabil und auch fürs kommende Wochenende war die Prognose nicht besser. Wir möchten definitiv nicht drei Tage durch den Regen fahren und dabei im Nebel oder sogar Schnee über rutschige Wurzeln schliddern. Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen konnten, dass es nach unserer Tour in der ersten Oktoberwoche 2024 keinen Wintereinbruch mehr gab, sondern es nochmals für gut drei Wochen spätsommerlich wurde mit stahlblauem Himmel und angenehmen Temperaturen.
Nach langem Hin und Her entschliessen wir uns für ein Go. Wie sich herausstellen wird, ist die Entscheidung nicht vollkommen daneben. Dass das wider Erwarten so gut kommt, liegt an unserem Ziel – dem Wallis, beziehungsweise an seinen klimatischen Bedingungen, aber dazu später mehr.
Nicht das Klima, sondern die Mountainbike-WM war ausschlaggebend für die Wahl der Destination: Im kommenden September gastiert sie im Wallis. Alle acht WM-Disziplinen finden von Ende August mit Mitte September innerhalb von zwei Wochen zwischen Bellwald und Champéry statt (siehe Box). Die zeitliche und räumliche Konzentration der verschiedenen WM-Wettkämpfe auf eine einzige Region ist eine Premiere in der Geschichte der UCI Mountainbike-Weltmeisterschaften. Der im benachbarten Kanton Waadt (Aigle) ansässige Radweltverband UCI (Union Cycliste Internationale) hat sich bei seiner Wahl von der Topografie und der Infrastruktur des Wallis überzeugen lassen. Wobei: Das Gesamtbudget von zehn Millionen Franken, das von den Austragungsorten, öffentlichen Institutionen und den direkten Einnahmen gedeckt werden soll, dürfte auch eine Rolle gespielt haben.
Alle sieben WM-Standorte zu besuchen, dafür fehlt uns die Zeit. Wir entscheiden uns für Crans-Montana, wo die Cross-Country-Rennen ausgetragen werden. Und das benachbarte Leukerbad, wo die E-MTB-Weltmeisterschaft ursprünglich vorgesehen war. So zumindest der Wissensstand, als wir die Reise planen. Aufgrund von Umweltauflagen hat man sich dann später aber gegen Leukerbad entschieden. Die Rennen mit elektrischer Unterstützung werden in der Aletsch-Arena stattfinden, die wir bereits im easybiken 2-22 (Stoneman Glaciara) vorgestellt haben.
Der überraschende Ortswechsel der UCI ist für uns kein Grund zum Ärgern. Denn als wir aus dem Lötschbergtunnel kommen, ist das Wetter viel besser als erwartet. Zwar türmen sich nach wie vor Wolken am Himmel, aber es fällt kein Regen. Auch die Trails, die wir am zweiten und dritten Tag rund um das vielseitige Bäderdorf Leukerbad entdecken werden, entschädigen für den Ortswechsel.
Noch aber ist es nicht so weit. Wir starten in Crans-Montana, wo wir am ersten Tag mit einem Bike-Guide unterwegs sind. Gregory Corti zeigt uns gleich zu Beginn die Schlüsselstelle des Crosscountry-Rennens, ein Steingarten mit drei verschiedenen Linien. Auf Youtube kann man sich zu Gemüte führen, wie die Profis anlässlich der UCI Mountain Bike World Series an dieser Schlüsselstelle gleich reihenweise strauchelten.
Die Steine sind noch feucht. Wir sind eben erst aufs Bike gestiegen und haben ein volles Programm für die nächsten drei Tage. Und überhaupt: Zum Zeitpunkt der World Series waren die Sturzräume wenigstens teilweise mit Matten gepolstert, die nun natürlich fehlen. Genügend Argumente, um sich heute nicht selbst auf der Strecke zu exponieren.
Lieber lassen wir uns von Gregory einige Flowtrails rund um Crans zeigen. Behende kurbeln wir mit unseren E-Bikes hoch auf rund 2100 Meter über Meer. Pedalieren vorbei an friedlichen Kampfkühen und bewundern das Panorama auf der gegenüberliegenden Rhônetalseite. Dort spielen einige der schönsten Viertausender der Schweiz Verstecken zwischen den Wolken und lassen dann und wann neckisch einen Blick auf ihre imposanten, schneebedeckten Gipfel erhaschen.
Nach dem Genuss der Aussicht brettern wir rund 1500 Meter in die Tiefe nach Siders. Erst über Alpwiesen, dann durch Föhrenwälder, entlang von Suonen und schliesslich durch die Rebberge; bis die Bremsen quietschen und unsere Hände schmerzen. Wir sind begeistert. Gregory jedoch meint, das sei bloss ein Appetizer gewesen: «Im Sommer kann man rauf bis zur Plaine Morte auf beinahe 3000 Meter über Meer. Das macht bis auf den Talboden in Siders rund 2500 Tiefenmeter auf 30 Kilometern durch alle Vegetationsschichten. Ein absoluter Hammer – und für Bikerinnen und Biker unbestritten das Highlight der Region.»
Den kompletten Bericht gibt es in der Ausgabe 1/25 im Magazin easybiken zu lesen.
Text: Andrea Freiermuth, Fotos: Martin Platter
aus: easybiken, Heft Nr. 1/2025